Klepperkreuz am Glockenberg |
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Im Herbst 2003 musste das Klepperkreuz, d.h. der Christus-Korpus abgenommen und erneut zum Restaurator gebracht werden, da wegen der am Standort auftretenden extremen Temperatur- belastungen ( minus 20° im Winter und plus 50° C im Sommer) die vor ca. 6 Jahren aufgebrachte Beschichtung leider nicht standhielt. Der damalige Restaurator Peter Laros wurde gewonnen, die damals aufgebrachte Lackierung so nachzubessern, dass eine längerfristige Haltbarkeit auf dem Stahlguss-Korpus erzielt wird. Das Steinkreuz mit Sockel wurde ebenso wetterbeständig beschichtet. Das restaurierte Kleinod erstrahlt seit Mai 2004 wieder in vollem Glanz. Die Bürger von Gau-Bischofsheim sind stolz auf Ihr Klepperkreuz, das seit der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, also etwa 300 Jahre auf den Glockenberg als ein Symbol gegen Flurschaden und Unglück steht. Es ist ein Ort der Besinnung, Beschaulichkeit und des Gebetes für jeden Besucher, der sich von der Ortsmitte / Bahnhofstraße über den sog. Kellersberg und Herrenberg zum Glockenberg, dies sind Weinberg- oder Weinlagenamen, hinauf begibt, um auch nicht zuletzt bei klaren Tagen einen wunderschönen Ausblick auf den Ort, das rheinhessische Land, das Rheintal, die Ausläufer des Odenwaldes und auf die Skyline von Frankfurt/M. zu genießen. Die Inschrift auf der Gedenktafel des Klepperkreuzes lautet: |
Der Ort des Klepperkreuzes hat vor allem religiösen Inhalt. Er war und ist Ziel für Prozessionen besonders an den sog. 3 Bitt-Tagen, die Tage vor dem Fronleichnamsfest. Dort wird nicht nur gemeinschaftlich gebetet, wie das „Vater Unser“, das „Ave Maria“, der „Engel des Herrn“, sondern auch der „Wettersegen“ für eine gute Ernte herbeigefleht. Ein Spaziergang zu diesem Kreuz ist ein Muss für jeden Besucher, der ganz sicher von dieser Stätte und der sie umgebenden Ruhe und Natur mit ihren Weinbergen beeindruckt sein wird. Der Begriff „Klepper“ rührt her von den sogenannten Kleppern, sprich Holzratschen, die während den Kar-Tagen vor dem Osterfest von den sog. Klepperbuben benutzt wurden, um den in den Weinbergen beschäftigten Personen die Mittagszeit anzusagen. Dies war im 18., 19. und im ersten Drittel des 20. Jh. fester Brauch, wie von älteren Generationen übermittelt wurde. Gemäß Volksmund sind nämlich die Glocken in den kath. Kirchen „nach Rom geflogen, um vom Papst gesegnet zu werden“, d.h. sie werden nicht geläutet und durch die besagten Holzratschen ersetzt. In den vergangenen Zeiten war es für die Buben, denen das Mittagskleppern wie auch das Ministrieren beim Gottesdienst vorbehalten war, eine große Ehre, diese in Gau-Bischofsheim einmalige Tradition aufrecht zu erhalten und mit einem Spruch durch die Fluren zu kleppern: „11 Uhr 11 Uhr, wers net glaabt, der lurt (höre, lausche)“. Das war das Aufbruchszeichen nach Hause zu gehen, um das Mittagsessen einzunehmen. Leider verlor sich dieser Brauch völlig während der Zeit des Nationalsozialismus im 20. Jh. und auch noch einige Jahre danach, wurde aber in den fünfziger Jahren durch den Lehrer und Historiker Jakob Schulz wieder reaktiviert. Die Holzratschen wurden durch den ansässigen Schreiner nachgebaut, Buben und - verursacht durch das II. Vatikanische Konzil der sechziger Jahre im 20.Jh. - nun auch Mädchen gingen und gehen gemeinsam an den Kar-Tagen durch den alten Ortskern hinauf zum Klepperkreuz, rufen den erwähnten Spruch und rufen auf zur Karfreitagsliturgie und zur Osternachtfeier. Es bleibt zu wünschen, dass dieser spezielle Gau-Bischofsheimer Brauch weiterhin erhalten bleibt. In den letzten Jahren hat sich auch eingebürgert, dass viele Bürger am letzten Abend eines Jahres zu dem Klepperkreuz wandern, um wegen des besonderen Panorama-Ausblickes auf die ringsherum aufleuchtenden Feuerwerke den Jahresübergang im Freien zu begehen und auf das Neue Jahr selbst bei grimmiger Kälte anzustoßen. |
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